Historie

Gründung und die ersten 25 Jahre

Am 21. Dezember 1974 rief der Bochumer Musikpädagoge und Komponist Heinrich Schnitzler in der WAZ und den Ruhr-Nachrichten zur Gründung eines Kammerorchesters auf.

Bereits einen knappen Monat später fand die erste Probe mit damals etwa 10 bis 12 Musikern statt.
Als „Laien-Streichorchester Bochumer Bürgerinnen und Bürger“ traten die Musiker im Dezember 1975 das erste Mal mit einem Konzert in die Öffentlichkeit.
Kurz darauf starb völlig unerwartet Heinrich Schnitzler im Alter von 67 Jahren.

Heinrich Schnitzler

Guido van den Bosch übernimmt die Leitung



Die Leitung des Orchesters übernahm der Dirigent und Musikpädagoge Guido van den Bosch, der das Orchester bis zum Jahr 2000 leitete. Guido van den Bosch war ehemaliges Mitglied der Philharmonia Hungaria, die er auch als Hausdirigent geleitet hatte. Nun arbeitete er an der Musikschule Bochum als Geigenlehrer und Leiter des Jugendsinfonieorchesters.
Unter seiner Führung entwickelte sich das Ensemble zu einem homogenen Klangkörper, der sich einem Repertoire vom Barock bis hin zur Moderne widmete.
Zahlreiche Konzerte und Sonderprojekte prägen die Geschichte des Orchesters in diesen zweieinhalb Jahrzehnten. Orchesterfahrten, Kooperationen mit dem Jugendsinfonieorchester Bochum, u.a. – das Heinrich-Schnitzler-Orchester gestaltete das Kulturleben Bochums aktiv mit und wurde überall als Gastensemble mit offenen Armen empfangen.

Traditionen und Höhepunkte

Unter Guido van den Bosch wurde auch die Tradition ins Leben gerufen, einmal im Jahr nach Bad Waldliesborn zu fahren, um dort ein Wochenende lang gemeinsam zu proben und die Ergebnisse dieser Arbeit Sonntags in einem Kurkonzert zu präsentieren.
Sicher ein Höhepunkt der Orchestergeschichte war die Teilnahme an der Landesvorauswahl des ersten Deutschen Laienorchester-Wettbewerbs 1985 in Bielefeld, bei dem das Schnitzler-Orchester einen dritten Platz belegte.

Stabwechsel an Dirk Weber

Aufgrund einer langwierigen Krankheit von Guido van den Bosch übernahm Dirk Weber mit Anfang des Jahres 2000 die Leitung des Orchesters. Er setzte die rege Konzerttätigkeit des Ensembles fort.
Regelmäßig ist das Orchester in Konzerten und Gottesdiensten im Raum Bochum zu hören.

Orchesterpartnerschaft mit Nordhausen

Im Jahr 2005 nahm das Heinirch-Schnitzler-Orchester mit dem Orchester der Kantorei St. Blasii Nordhausen (Ltg. Eckhard Bürger) Kontakt auf, mit dem Wunsch, sich kennenzulernen und gemeinsam zu musizieren. Die Tatsache, dass Nordhausen die Partnerstadt Bochums ist, machte das Projekt zusätzlich interessant. Im September/Oktober 2005 war es dann soweit: beide Orchester trafen sich erstmals für je ein Wochenende in Bochum und Nordhausen. Man probte zusammen und stellte die Ergebnisse dieser Arbeit in je einem Konzert vor.

Für das Schnitzler-Orchester war die Bekanntschaft mit den Nordhäuser Musikern eine große Bereicherung. Die große Offenheit und Herzlichkeit im Umgang miteinander hat die Orchestertreffen zu einem großen Erlebnis werden lassen und, so der Wille auf beiden Seiten, den Grundstein für weitere gemeinsame Projekte gelegt.
In 2006 wurde die Orchesterfreundschaft in einem weiteren Treffen und Gegentreffen intensiviert. Abermals war die Begegnung von einer außerordentlichen Herzlichkeit geprägt, die nicht nur die gemeinsamen musikalischen Stunden zu einem besonderen Erlebnis werden ließen.

Weitere Highlights

Ein besonderes Erlebnis war die Mitwirkung unseres Orchesters bei der Aktion „Stillleben Ruhr““, bei der für einen Tag die A40 durch das Ruhrgebiet zur längsten Tafel Europas umgestaltet wurde, Fussgänger und Radfahrer die Autobahn bevölkerten und gemeinsam ein entspannt-friedliches Fest der Begegnung und Kultur feierten. Hunderte Initiativen und Aktionen stellten sich mit ihren Projekten vor: Musik, Tanz, Sport, Malerei und Photographie, Kochen, etc. Daneben fanden sich Freundes- und sogar Hochzeitsgesellschaften auf der A40 ein, um den Tag mit 3 Millionen Besuchern zu feiern.
Das Schnitzler-Orchester hat an diesem Tag einmal pro Stunde ein buntes Programm aus Broadway-Melodien dargeboten. Die Reaktionen des Publikums waren einhellig begeistert. Die Musik regte sogar einige Besucher an, das Tanzbein zu schwingen.
Ein überwältigendes Erlebnis!!!


In 2011 veranstalteten wir zum ersten Mal ein open air Konzert im Weitmarer Schloßpark Bochum. Wir nannten es „Musikalisches Picknick“ und waren gespannt auf die Reaktion des Publikums. Mehr als 150 Menschen fanden sich mit Picknickdecken, Proviant und in gut gelaunter Atmosphäre ein, um uns zuzuhören. Die Stimmung war großartig. Ein Paar hatte sich sogar einen richtigen Campingtisch mitgebracht, auf dem eine Vase mit frischen Blumen und ein Flasche mit eiskaltem Sekt stand. Sehr stilvoll!
Für uns war der Erfolg dieser Veranstaltung Motivation, auch zukünftig derartige Konzerte stattfinden zu lassen.
Alles wäre -und an dieser Stelle ein herzlicher Dank dafür – ohne die freundliche Genehmigung von Stadt und den privaten Trägern nicht möglich gewesen.

Bochumer Musiksommer 2012

Im September 2012 hat das Orchester erstmals am Bochumer Musiksommer teilgenommen, einer Veranstaltung die sich über mehrere Tage erstreckt und bei der die gesamte Bochumer Innenstadt zur Bühne für Laien und Profis wird.
Wir haben direkt vor dem Bochumer Hauptbahnhof gespielt – einem wahrlich ungewöhnlichen Ort für ein klassisches Konzert. Es war spannend und schön zu beobachten, wie sich das Publikum auf diese Atmosphäre, auf die Musik eingelassen hat. Deutlich war die Entschleunigung bei vielen zu spüren, die gerade in voller Hast von der Bahn kamen, dann doch einen Moment stehen blieben und danach entspannt weiter gingen.
Begleitet wurden wir von zwei Tänzerinnen, die unseren Auftritt umsomehr zu etwas ganz Besonderem machten.

Höhepunkte in 2013

Unser erster Höhepunkt in 213 waren die beiden Konzerte mit der Dortmunder Cellistin Anoucha Hack. Die 16jährige Musikerin hat in 2013 beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ den ersten Preis erhalten, spielte bereits mit den Dortmunder Symphonikern und ist Jungstudentin an der Kölner Musikhochschule.
Gemeinsam haben wir Haydns Cellokonzert C-Dur musiziert. Das große musikalische Talent, ihre Reife und die sehr liebenswürdige Art von Anouchka Hack haben uns sehr beeindruckt.

Nach den vielen Jahren, in denen wir als Orchester Bad Rothenfelde besucht haben, probierten wir in 2013 einen neuen Ort für unsere Orchesterfahrt aus. Die Wahl fiel auf das Haus Nordhelle in Valbert. Was für ein schöner Ort! Mitten im Grünen war er ideal für unser Probenwochenende, zumal er Gelegenheit bot, auch anderen Gruppen, die zu der Zeit das Haus besuchten, zu begegnen. Auf diese Weise kam der Kontakt zum Frauenchor „puella musica“ aus Iserlohn zustande. Dieser symphatische Chor, den wir in einem kleinen Konzert am Nachmittag hören könnten, gesellte sich schließlich am Abend zu uns, um über viele Stunden und mit großer Begeisterung aus der berühmten „Mundorgel“ zu singen. Großartig!

Im September folgte dann ein weiteres Highlight, das für uns mit einer ganz neuen, außergewöhnlichen Erfahrung verbunden war: Martin Rehbein, ein Kameramann hatte in Kooperation mit dem hiesigen SAE-Institut, einer privaten Medienhochschule, die Idee, eine Fassadenprojektion mit Live-Musik zu veranstalten. Als Projektionsfläche sollte der umgebaute Bunker auf dem Bochumer Springerplatz dienen. Das Schnitzler-Orchester hat also in kurzer Zeit und vielen Proben neue Stücke studiert, die live zu den bewegten Bilder aufgeführt werden sollten. Das musikalische Thema war „Filmmusik“. Die Proben wie die schließliche Aufführung waren für uns ein besonderes Erlebnis, da wir in einem dunklen Raum für uns saßen, von den Bildern nichts sahen, sie aber dennoch live begleitet haben. Sowohl in musikalischer als auch in sozialer Hinsicht war das Projekt eine spannende Erfahrung und hat uns wertvolle Momente beschert.

Höhepunkte in 2014

Das Jahr 2014 brachte uns etliche wirklich besondere Erlebnisse. Den Beginn machte das rundum schöne und beglückende Konzert mit dem Frauenchor Puella Musica in der Christuskirche Langendreer und der Petrikirche in Iserlohn. Weiter ging es mit einer inspirierenden Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Tanz und Bewegung, die uns in den Weitmarer Schloßpark führte. Der Bochumer Musiksommer, bei diesmal günstigem Wetter, führte zahlreiche Zuhörer zu uns, denen wir unser sehr buntes, heiteres Programm mit Tangos, Walzern und einem Mozart-Divertimento präsentieren durften. Wie immer ein ganz besonderes Ereignis, das Format „Bochumer Musiksommer“.

Sicher das beeindruckendste Konzert dieses Jahres für das Orchester fand in der Christuskirche Bochum statt. Wir waren von der Telefonseelsorge Bochum  aus Anlass ihres 35jährigen Bestehens zu einem Benefizkonzert eingeladen worden. Als Solisten traten dabei Rolf Birk mit einem Stamitz-Flötenkonzert und Anouchka Hack mit dem ersten Satz aus dem Cellokonzert B-Dur von Luigi Boccherini auf. In einer sehr gut besuchten Kirche erlebten wir eine sehr dichte und intensive Atmosphäre. Großartig!

Den Abschluss unseres Orchesterjahres bildete unser „Hänsel und Gretel“-Projekt, für das wir keine Kosten und Mühen gescheut haben. Die Arbeit hat sich gelohnt. Sehr viele Besucher, darunter viele Kinder, lauschten unserer Musik und der lebendigen Erzählung von Helmut Leitmann.

Höhepunkte in 2015

2015. Das Jahr, in dem das Schnitzler-Orchester sein 40-jähriges Jubiläum feierte. Mit einem großen Festkonzert haben wir diesen Meilenstein unserer Orchestergeschichte begangen. Im Museum Bochum fanden sich am 03. Mai ca. 400 Besucher ein, um mit uns gemeinsam zurückzuschauen auf die vergangenen 40 Jahre. Prominenter Redner war der Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert, der sich nach unserer Einladung sofort bereit erklärte, ein Grußwort an das Publikum und uns zu richten. Er hob die besondere Bedeutung und Wichtigkeit des Laienmusizierwesens für unsere Gesellschaft und den Gemeinschaftssinn hervor. Viele Weggfährten und Ehemalige waren zu diesem Festkonzert gekommen. Das Orchester präsentierte Werke, die eng mit seiner Geschichte von den Anfängen bis heute verbunden sind.

Eingebettet in die Veranstaltung war der großartige Dokumentarfilm über das Schnitzler-Orchester von Benjamin Moritz Gronau. Er wurde in diesem Rahmen erstmals präsentiert und wurde mit großem Beifall aufgenommen.

Im Oktober folgte ein weiterer Höhepunkt: Zwei Konzerte mit Katharina Hack und dem 2. Klavierkonzert von Frederic Chopin in Dortmund und Bochum. Es war das erste Klavierkonzert, dass das Schnitzler-Orchester in seinen 40 Jahren aufgeführt hat. Wir konnten die große Virtuosität unserer hervorragenden Solistin und zwei atmosphärisch ungemein dichte Konzerte erleben.

Den Abschluss des Jubiläumsjahres bildeten zwei Aufführungen einer kindgerechten Fassung der „Zauberflöte“, bei der wir mit großem personellen und zeitlichem Aufwand eine sehr schöne Bilder und Klagwelt haben schaffen können. Die zwei ausverkauften Veranstaltungen werden wohl allen in Erinnerung bleiben.

2016 -2018

Im Folgejahr unternahmen wir eine Kooperation mit einer Ballettschule und wagten uns an Mozarts „Pantalon und Columbine“, einem Karnevalsspaß, der allerdings nur als Fragment überliefert wurde. Zu unserem großen Glück konnten wir dazu den genialen Pantomimen Hans-Jürgen Zwiefka gewinnen, der gleich alle vorkommenden Rollen auf einmal wunderbar verkörperte. Die Aufführungen in der Hiberniaschule in Herne waren farbenfroh, lustig und sehr inspirierend.

Einmal mit Musiktheater angefangen, konnten wir schwer davon lassen und inszenierten eine turbulente Produktion des „Sommernachtstraums“ mit der Musik von Menselssohn. In einer z.T. schon bestehenden Bearbeitung und mit eigenen Akzenten versehenden Aufführung schlüpften wir selbst in die einzelnen Rollen und versuchten uns als Schauspieler. Musikalisch wurden wir vom Wiemelhauser Bläserensemble unterstützt. Ein großer Spaß!

Seriöser ging es in 2018 mit einem klassischen Serenadenkonzert weiter. Mozarts „Nachtmusik“ und Rutter „Suite for strings“ waren zwei der im Programm vertretenen Werke.

Den Höhepunkt bildete sicherlich das Open-Air-Konzert im Weitmarer Schloßpark. über 500 Menschen waren gekommen, um zu unserer Musik ein Picknick zu machen. Ein großer Teil des Schloßparks war voll, die Stimmung heiter. Abermals wirkte Hans-Jürgen Zwiefka mit, der mit seiner Darstellung des „Don Quichote“ hinreißend war und selbst die kleinsten Zuschauer begeisterte.

Stabwechsel an Roland Kleinschmidt

Nach fast zwanzig Jahren unter der Leitung von Dirk Weber hat Roland Kleinschmidt im August 2019 das Orchester übernommen.

Musikalisches Picknick 2020

Die Corona-Krise hat auch unsere Probenarbeit stark beeintächtigt. Nach mehrwöchiger Probenpause konnten wir Ende Juni in Kleingruppen wieder mit unseren Proben beginnen. Unter diesen ungewöhnlichen Umständen ist es aber dennoch gelungen, ein kleines Programm mit Werken von Edward Elgar, Jenkins, Schostakowitsch, Rutter und Benjamin Britten zusammenzustellen, sodass wir am 06.09.2020 im Weitmarer Schlosspark unter dem bekannten Motto „Musikalisches Picknick“ unser erstes kleines Konzert in diesem Jahr geben konnten. Sowohl für das Orchester als auch für die zahlreich erschienenen Zuhörer war es eine gelungene Abwechslung zu den sonst von den coronabedingten Einschränkungen des Alltags.

Ob und inwieweit wir in diesem Jahr noch weitere Konzerte geben können, hängt schlussendlich von der weiteren Entwicklung der Coronainfektionen und den daraus resultierenden Beschränkungen ab. Wir halten Sie diesbezüglich auf dem Laufenden.

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